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St. Charles-Schule, Die St. Charles-Siedlung, Nebraska

ST. CHARLES-SCHULE, 1929-1936

DIE ST. CHARLES-SIEDLUNG, NEBRASKA

1929 kamen die Pallottinerinnen in die Diözese Omaha, Nebraska. Zu dieser Zeit war Peter Gröbbel (1873-1965) Pfarrer in der deutschen Siedlung St. Charles.

„Peter Anton Gröbbel wurde am 12. Juni 1873 in Milchenbach, Westfalen, geboren. Er war der Sohn von Johan Caspar und Elizabeth Troster Gröbbel. Er studierte Theologie in Deutschland, Italien und der Schweiz als Vorbereitung auf das Priestertum und wurde am 23. Juli 1905 in Freiburg, Schweiz, geweiht. Im November 1905 kam er in den USA an und wurde Kaplan in der Gemeinde St. Michael in Spalding, Nebraska.
Im Gebiet von Nebraska gab es viele katholische Einwanderer aus Deutschland, und deutschsprachige Priester waren rar. Pfarrer Gröbbel arbeitete in verschiedenen Pfarreien in der Diözese Omaho; 1913 wurde er Pfarrer der Gemeinde St. Anthony in St. Charles, Cuming Co, Nebraska, wo er 24 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung 1937, als Pfarrer tätig war.“ (grobbel.genealogy.org)

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Peter Gröbbel (1873-1965) (Foto: grobbel.genealogy.org)

Pfr. Gröbbel wurde als „toleranter und liberaler Mann“ beschrieben, der „in jeder nur möglichen Weise denen half, die zu ihm kamen, um ihn um Rat und Hilfe zu bitten, und sein Erfolg bei seiner Arbeit beruht in hohem Maß auf seinem Einsatz und seinem gewissenhaften Pflichtbewusstsein. Weiterhin ist er bestens ausgestattet: er hat eine erstklassige und umfassende Bildung und ihm stehen sechs verschiedene Sprachen zur Verfügung, in denen er gleichermaßen kompetent ist.“ (Geschichte Nebraskas, 1912)
„Er sprach Deutsch, Französisch, Italienisch, Latein und Englisch, aber es gibt keinen Hinweis darauf, welches die sechste Sprache sein könnte.“ (grobbel.org)

„Viele Bewohner dieser Region waren Einwanderer aus Deutschland, und während des 1. Weltkriegs wurden sie von den nicht-deutschen Einwohnern, den staatlichen Gesetzgebern und sogar den örtlichen Behörden mit Mißtrauen behandelt. Im Juli 1918 ging der Stadtrat von West Point, Nebraska, so weit, eine Resolution zu verabschieden, nach der es den Bürgern verboten war, ‚Versammlungen, die nicht mit dem Krieg sympathisieren‘, abzuhalten oder Schriften zu verteilen, die ‚nicht mit dem Krieg in Einklang standen.‘
Die Priester mussten vor Gericht erscheinen und dort nachweisen, wann sie ins Land gekommen waren, wo sie sich aufgehalten hatten, welche Schritte sie zur Einbürgerung unternommen hatten und welchen Beitrag sie zu einem Sieg in diesem Krieg geleistet hatten.“ (grobbel.org)

Dieser Hintergrund zeigt ein wenig, welcher Art von Umgebung die Schwestern in Nebraska begegneten. Zu diesem Zeitpunkt war der 1. Weltkrieg vorüber, aber die Vorurteile waren noch lebendig, und am fernen Horizont zogen schon die ersten Wolken auf, die das Kommen des 2. Weltkriegs anzeigten. Die Schwestern hielten sich fern von allem weltlichen Geschehen und widmeten sich ganz ihrer Aufgabe, die katholischen Kinder der Region zu erziehen.

Sr. Ignatia Havers war die Schulleiterin, Sr. Kostka Hansen war dort Lehrerin, und Sr. Marcella Handley führte den Haushalt. Eine ganze Zeit lang erhielten die Schwestern kein Gehalt.

Sr. Magna Kuhn schrieb über die Opfer, die das Leben in St. Charles prägten:

Diese kleine Siedlung war weit von St. Mary in Huntington entfernt. Die Reise dauerte mit dem Zug einen und einen halben Tag. St. Charles war abgelegen und fast ausschließlich von deutschen Landwirten bewohnt, deren Eltern vor vielen Jahren hierhin ausgewandert waren.

Pfarrer Gröbbel war ein sehr ernster Mann und in vieler Hinsicht eher streng. Er war seinen Landsleuten zutiefst zugetan und liebte ihre Sprache und ihre Gebräuche. Er sprach fast ausschließlich deutsch. (Dies scheint im Widerspruch zu der vorher gegebenen Beschreibung dieses Mannes zu stehen, aber hier war er viel älter und seine Lebensgewohnheiten wahrscheinlich eingefahrener. Auch machten die Schwestern keinen Versuch, die vorherrschende Haltung der Priester, dass kein Opfer zu groß sei, zu verändern.)

Die beiden Sonntagsmessen nahmen fast den ganzen Vormittag in Anspruch. Die Predigt dauerte nie weniger als eine Stunde; die Antworten wurden von der ganzen Gemeinde laut gegeben. Die Teilnahme an den Abendandachten war Pflicht.

Das Kloster

Das Kloster war klein und hatte keine Kapelle. Elektrizität war unbekannt; das Haus wurde mit Öllampen und Kerzen erleuchtet. Das Essen war einfach und nahrhaft. Sr. Ignatia knetete den Brotteig frühmorgens, ehe die anderen erwachten. Die Raumtemperatur war auf Anordnung des Pfarrers im Kloster wie in der Schule nie höher als 60° F (15,5° C).

Die Schule

Die Schule war weißverputztes Fachwerkhaus mit zwei Klassenräumen und einem Flur. Man gelangte über eine Treppe hinauf, obwohl es kein eigentliches Erdgeschoß gab. In jedem Klassenraum stand ein großer Ofen, der mit Holzscheiten geheizt wurde.

Die Schule begann mit der täglichen Messe um 8 Uhr morgens und endete nachmittags um 15.30 Uhr. Die Kinder lebten im weiteren Umkreis der Schule (bis zu fünf Meilen entfernt). Manche kamen in einem kleinen Pferdewagen zum Unterricht.

Die Schule unterstand der öffentlichen Schulbehörde in West Point. Der Unterricht wurde sowohl auf Deutsch wie auf Englisch erteilt. Pfarrer Gröbbel unterrichtete täglich Religion in den höheren Klassen und mehrmals wöchentlich in den niedrigeren Klassen.

Das Wetter

Die Temperatur fiel bis auf -26° F (-32° C). Alles war gefroren. Selbst das Wasser im Topf auf dem Herd war morgens gefroren. Nasse Waschlappen froren sofort ein. Manchmal gab es tagelang Schneestürme. Der Schnee lag hoch und war so zusammen gepresst, dass man ihn mit Hacke und Schaufel lockern musste, ehe er beiseite geschaufelt werden konnte, um einen Weg zur Kirche räumen.

Während der Sonntagsmesse gefroren auch Wasser und Wein in ihren Krüglein, wenn sie vor dem Offertorium in die Kirche gebracht wurden. Sie mussten auch im weiteren Verlauf der Messe gewärmt werden, damit sie zur Kommunion noch flüssig waren.

Zuletzt kam der Frühling und mit ihm eine neue Katastrophe: Sandstürme. Der starke Wind wehte die oberste Krume des frisch gepflügten Landes weg und mit ihm auch die eingesäte Saat.

Nach dem Sturm war alles staubbedeckt. Man watete sozusagen hindurch, und im Haus musste man ihn wegschaufeln.

Das Ende der Reise

Trotz aller Schwierigkeiten und Härten, die die Schwestern in St. Charles erlebten, waren sie dort glücklich. Mit echtem Bedauern schlossen sie im Juni 1936 diese Niederlassung. Pfarrer Gröbbel war sehr unglücklich über diese Entscheidung und bat die Oberinnen in Huntington und Marienborn inständig, die Schule weiter offen zu halten, aber die Entscheidung blieb bestehen, und die Schwestern gingen in andere Apostolate.

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