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Generalkapitel 2016 – 3. Tag

jesus last supper

P. David Kinnear Glenday, MCCJ

Juni 25, 2016

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Text: Lukas 22,7-34

Heute werden wir eingeladen, über die Gnade der Gemeinschaft nachzudenken und zu beten – das Schwestersein, die Geschwisterlichkeit. Die Pallottiner und Pallottinerinnen würden in einem Atemzug sagen: die Gnade des Zönaculums. In der Kapelle steht neben dem Altar ein Bild des Zönaculums. Diese Schwestern möchten ein Zönaculum sein. Pallotti wollte, dass seine Schwestern ein Zönaculum sind.

 

Wir sind heute eingeladen, im Gebet die Gnade des Zönaculums zu erbitten. Hier sind einige Hinweise, wie Sie das Gebet, das Nachdenken und den Austausch beginnen können. Ein erster Hinweis: lassen Sie sich von Jesus in das Zönaculum hineinführen.

In das Zönaculum kommt man nur mit einer Einladung hinein. Lassen Sie es also zu, dass Jesus Sie in das Obergemach und zu seiner Gemeinschaft mitnimmt. Lassen Sie zu, dass Jesus Sie seinen Schwestern und Brüdern vorstellt. Lassen Sie sich von ihm bei der Hand nehmen und Sie in seine Gnade mit hineinnehmen. Aus diesem Grund habe ich dieses Evangelium gewählt.

Wenn wir über das Zönaculum sprechen, denken wir in der Regel an Pfingsten. Aber im Evangelium kommt das Zönaculum nicht erst an Pfingsten in den Blick, sondern es fängt schon beim letzten Abendmahl an. Das Zönaculum beginnt mit dem Evangelium, das wir gerade gelesen haben. Wenn wir die Gnade des Zönaculums mit all ihrer Schönheit und ihrem Reichtum erlangen möchten, wenn wir wollen, dass Jesus uns in das Zönaculum führt, dann müssen wir dort beginnen, wo Jesus begann.

Im Lukasevangelium ist das Lukas 22,7.

Wenn wir es Jesus erlauben, uns auf diese Weise zu führen, was ist das für eine Gemeinschaft, der er uns vorstellt? Als ich gestern ankam, stellte mich Sr. Izabela einer Reihe von Schwestern vor. Jesus nimmt uns mit und sagt: Dies ist Petrus… Und das da… Was zeigt er uns? Zunächst einmal eine unvollkommene Gemeinschaft. Eine SEHR, SEHR unvollkommene Gemeinschaft sogar! Denken Sie an das Evangelium, das wir gerade gelesen haben. Was finden wir dort? Dies ist die Gemeinschaft Jesu. Dies sind die Menschen, die er eingeladen hat. Was finden wir dort?

  • Wir finden Verrat. „Siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch.“
  • Wir finden Leugnung. „Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst.“ Nicht, dass Du mich nicht kanntest, sondern dass du mich nicht kennst! Leugnung.
  • Wir finden Ehrgeiz. Kann man sich vorstellen, dass nach dem ersten Abendmahl in der Geschichte eine Diskussion beginnt, wer der Größte ist? Kann man sich etwas Gegensätzlicheres denken? Dies ist mein Leib; dies ist mein Blut. Wer ist der Größte?
  • Wir finden Taubheit. Jesus sagt zu Petrus: „Hör her“ (im englischen Text). Und was macht Petrus? Er hört nicht zu. „Ich bete für dich.“ Und Petrus antwortet, er weiß, was er tun wird – Jesus könnte also ruhig für jemand anderen beten.
  • Wir finden einen Mangel an Sensibilität. Die Jünger und die Apostel scheinen irgendwo anders zu sein, auf einer anderen Wellenlänge.

Sofort bemerken wir, wie klar das Evangelium ist und wie es insistiert. Dann erinnern wir uns daran, dass der Heilige Geist der wirkliche Autor des Evangeliums ist. In anderen Worten: der Heilige Geist will, dass wir die Unvollkommenheit der Gemeinschaft Jesu kennenlernen. Dies ist eine gute Nachricht! Es ist ein Wunder, denn wenn wir an politische Parteien und Nationen und andere Gruppierungen denken, dann glätten sie immer die Unvollkommenheit ihres Gründers, wenn sie die Anfangsgeschichte aufschreiben. Aber der Heilige Geist lässt uns alle Unvollkommenheiten wissen. Das ist eine gute Nachricht! Es ist ein Geschenk des Heiligen Geistes an uns. Es ist wunderbar und erstaunlich, dass die erste christliche Gemeinschaft diese Worte über ihre Führer und Gründer schreiben konnte. Es übersteigt das Menschenmögliche. Es ist ein Werk des Geistes.

Jesus stellt uns dieser sehr unvollkommenen Gemeinschaft vor. Er sagt zu uns, dass meine Gemeinschaft die Gemeinschaft ist, die ich stifte. Die Gemeinschaft Jesu ist die Gemeinschaft, in der Jesus für mich in Gemeinschaft gegenwärtig ist. Es ist nicht die Gemeinschaft, die seinem Plan entspricht, sondern er nimmt sie, wie sie ist, und formt sie dann. Das ist sehr schön und auch ermutigend. Gleichzeitig ist es herausfordernd, denn es stellt uns eine Frage: In unserer Kongregation, in unserer Gemeinschaft, in unserem Kapitel – wo ist Jesus für mich in Gemeinschaft gegenwärtig? Es ist nicht hilfreich zu fragen, ob wir dem Evangelium entsprechen. Wenn wir so denken, haben wir noch keine Fortschritte gemacht. Es ist anregender und herausfordernd zu fragen: „Wo ist Jesus gegenwärtig?“

Ich möchte es wagen zu sagen, dass es Teil der Verantwortung des Generalkapitels ist zu unterscheiden, wie Jesus in der Kongregation gegenwärtig ist, um Gemeinschaft zu stften und zu formen. Dann können wir mitarbeiten, mit ihm zusammen formen und bilden. Wir können wir dir helfen, Jesus? Wo können wir dir zur Hand gehen?

Um zu erkennen, wie Jesus eine Gemeinschaft formt, ist es schön, dieses Evangelium zu betrachten und zu sehen, wie Jesus das Zönaculum formt. Was tut er, damit es entsteht?

Ich nenne Ihnen einige Verben aus dem Evangelium. Sie können ein Schlüssel dafür sein, was Jesus hier und heute tut, um das Zönaculum unter uns und durch uns eine Wirklichkeit werden zu lassen.

  • Jesus beruft.

Lukas macht deutlich, dass das Zönaculum auf die Initiative Jesu hin entsteht. Er wählt die Jünger, die alles vorbereiten sollen, und er gibt ihnen Anweisungen, wie das geschehen soll. Er beruft.

Wo ergreift Jesus heute diese Initiative? Wie ruft Jesus Sie tiefer ins Zönaculum hinein? Es geht hier nicht um eine abgehobene theologische Spekulation, sondern um unsere Erfahrung. Warum sind wir hier? Wir sind hier, weil Jesus uns berufen hat. Wir sind alle einzigartig. Wir kommen aus verschiedenen Ländern, wir haben unterschiedliche Temperamente und sprechen verschiedene Sprachen.

Dietrich Bonhoeffer bildete während des Krieges eine Gemeinschaft von Pastoren und schrieb ein Buch mit dem Titel Das gemeinsame Leben. Er erinnerte seine Brüder daran, dass Gemeinschaft eine theologische und keine psychologische Realität ist. Ohne Glauben gibt es keine Gemeinschaft. Jesus beruft.

  • Jesus wartet.

Der große Kirchenvater Origines dachte über Jesu Worte nach: „Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken“ – und Origines sagt, dies bedeute, dass Jesus auf dich wartet. „Ich werde nicht zu essen anfangen, bis du da bist.“ Und Origines sagt weiter: „Wenn Gott ein Vater ist, dann kann er ohne mich und ohne dich nicht vollkommen glücklich sein.“ Ein Teil der Art, wie Jesus Gemeinschaft stiftet, ist ein liebevolles Abwarten.

Vor ungefähr acht Jahren hielt ich einigen Missionaren in Japan ihre Exerzitien. Ich war enttäuscht von ihnen, denn von Anfang bis Ende der Exerzitien hören sie nie auf zu reden. Ich dachte: „Das ist hoffnungslos, das sind gar keine richtigen Exerzitien.“ Vor zwei Wochen habe ich jetzt eine kleine Nachricht von einem von ihnen erhalten, in der er mir mitteilte, welche drei Worte aus meinen Vorträgen ihn bewegt hatten und mit ihm gegangen sind. So geht das. Lieben – und warten. Jesus wartet. Wir alle wissen das. Wenn Jesus nicht auf uns wartete, wo wären wir dann?

Liebe Schwestern, Sie sind als Pilgerinnen durch die Heilige Pforte in den Petersdom gegangen. Ich bekam letztens ein Foto mit einem Ausschnitt aus der Tür, die Jesus als Guten Hirten zeigt. Er beugt sich herab, um das Schaf zu erreichen – voller Liebe und abwartend.

  • Jesus bleibt.

Meinen Sie etwa, Jesus sei glücklich über das Verhalten der Jünger beim letzten Abendmahl gewesen? Er hätte versucht sein können, ihnen zu sagen: „Wir sind jetzt drei Jahre zusammen gewesen, aber ihr habt es nicht begriffen. Ich denke, wir sollten hier aufhören, und ich fange woanders neu an.“ Aber Jesus bleibt.

  • Jesus motiviert mit einer Mission.

Joh. 17,21: „Vater, sie sollen eins sein, damit die Welt glaubt.“

Hier, im Herzen Jesu, finden wir die wesentliche Verbindung zwischen Mission und Gemeinschaft. Im Verständnis Jesu gibt es keine Mission ohne Gemeinschaft. Gott sei Dank heißen Sie nicht „die individuellen pallottinischen Missionarinnen“. Die Verbindung „Schwestern“ kommt von Jesus. Die Welt glaubt, weil wir eins sind.

Unsere Gemeinschaft ist unsere wichtigste und wirkungsvollste Botschaft.

Ich weiß, dass das eine Herausforderung ist. Die schöne Geschichte des Hl. Matia Malumba, dem ersten Märtyrer aus Uganda passt dazu. Er begann sein Leben als Muslim. Er war Schreiner und fing an, für protestantische Christen zu arbeiten – dadurch wurde er Christ. Dann arbeitete er für die Weißen Väter. Er beobachtete sie, und ihr gemeinschaftliches Zeugnis brachte ihn zur Fülle des Glaubens und hat uns einen Märtyrer geschenkt.

Mein Vater wurde im Alter von 71 Jahren katholisch. Er gehörte den schottischen Presbyterianern an. Er wurde einen Monat vor meiner Abreise in die Mission in Uganda katholisch. Nach seiner Erstkommunion rief mein Onkel, ein Priester, zum Gratulieren an. Ich hörte, wie er fragte: „Tony, warum hast du das im Alter von 71 Jahren gemacht?“ Mein Vater antwortete: „Dom, wegen Josephine“ (das war meine Mutter). Der Glaube entsteht durch Menschen.

  • Jesus stiftet Gemeinschaft, indem er für die Gemeinschaft betet.

Siehe: Joh.17 Das hohepriesterliche Gebet

Es ist wunderbar, denn Jesus betet für die Tauben, die Unsensiblen…

Ohne Kontemplation kann keine Gemeinschaft entstehen. Gestern fuhr ich nach der Messe in meine Gemeinschaft zurück. Viele machten jetzt nach dem Brexit Witze über die Briten (ich bin Brite). Auf ihre Weise trösteten sie mich und brachten ihre Solidarität mit mir zum Ausdruck. Sie sagten mir: „Mach dir keine Sorgen, David. Wir unterstützen dich.“ Wenn wir kontemplativ leben, erkennen wir, was die Gemeinschaft uns schenkt, und nicht nur die Begrenzungen der anderen.

  • Jesus gibt sich selbst hin.

Gemeinschaft aufzubauen erfordert nichts weniger als die Selbsthingabe. Ich habe einmal Mitbrüdern in Deutschland Exerzitien gehalten. Ich erzählte ihnen auf Englisch, dass Gemeinschaft ein „gift“ sei (engl. gift = dt. Geschenk) – und alle lachten.

EINIGE FRAGEN ZUM NACHDENKEN

Lesen Sie Lukas 22 und achten Sie darauf, was Jesus heute zu ihnen durch diesen Text sagt:

  1. Was habe ich in diesem Zönaculum entdeckt?
  1. Wo habe ich in meinem Leben als Missionarin erlebt, dass Jesus Gemeinschaft stiftet?
  1. Wie wünsche ich, dass Jesus die Gemeinschaft dieses Generalkapitels formt?

 

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