In Grodeck bei Lwiw / Lemberg, im Westen der Ukraine, besteht die Gemeinschaft der Pallottinerinnen aus zwei polnischen Missionarinnen: Sr. Anna Karpinska und Sr. Karolina Slominska. Bis zur Verschiebung der polnischen Grenzen im Jahr 1945 hieß die Stadt Gródek Jagielloński, weil der polnische König Ladislaus Jagiello, der ihr zuvor die Stadtrechte verliehen hatte, hier 1434 starb. Heute hat der Ort mehrere tausend Einwohner und eine katholische Pfarrei, die der Kreuzerhöhung geweiht ist. Im vergangenen Jahr feierte die Pfarrei ihr 650-jähriges Bestehen. Die Schwestern, die in einem der Pfarrei gehörenden Haus wohnen, sind in das Gemeindeleben eingebunden.
Sr. Anna kümmert sich um die Kirche, ihren Schmuck, das Arrangieren von Blumen und die Vorbereitung der Messen. Auch die Sakristei gehört zu ihren Aufgaben. Sie wird von den Gemeindemitgliedern gerne unterstützt. Die Zusammenarbeit mit dem Gemeindepfarrer ist sehr gut. Die Pfarrgemeinde hat jetzt nur noch 120 Personen, die sich gut kennen. Früher war sie größer, aber einige Familien mit kleinen Kindern sind nach Polen gegangen und einige Männer wurden getötet. Eine Welle von Menschen, die in der ersten Phase des Krieges aus der Ukraine flohen, kam durch Grodeck, das nur gut 50 km von der polnischen Grenze entfernt liegt, und die Schwestern boten vielen von ihnen eine vorübergehende Unterkunft.
Sr. Karolina ist eine erfahrene Katechetin und gibt den Kindern, die zu den Schwestern kommen, Religionsunterricht. Es sind mehrere Kinder unterschiedlichen Alters, die gerne zum Unterricht kommen, der interessant und mit verschiedenen Hilfsmitteln gestaltet wird, die Sr. Karolina selbst herstellt. In der Kirche trifft sie sich mit den Kindern zur Messe, zum Rosenkranz und zu anderen Andachten sowie zur Vorbereitung auf die Sakramente. Die älteren Jungen dienen bei der Messe als Ministranten.
In der Gemeinschaft der Schwestern gibt es auch eine polnische Sprachschule, in der Sr. Karolina unterrichtet.
Sie erteilt den Schülerinnen und Schülern den Unterricht einzeln, da ihre Sprachkenntnisse unterschiedlich gut sind. Deshalb klingelt es oft am Haus der Schwestern – eine neue Schülerin ist eingetroffen und die Stunde ist für den vorherigen Schüler zu Ende. Gemeinsam besuchen die Schülerinnen und Schüler ältere Gemeindemitglieder, Behinderte und Arme. Sie bereiten Weihnachtsgeschenke für sie vor oder laden sie zu Aufführungen ein, die ihnen viel Freude bereiten. Sr. Karolina hat auch ein Gespür für Literatur und hat bereits drei Bücher mit Kindergeschichten veröffentlicht. 
Sie setzt sie oft in der Katechese ein, da die meisten von ihnen Märchen mit einer Moral sind. Das letzte Buch mit dem Titel „Märchen für dich“ wurde vor einigen Monaten veröffentlicht. Sie unternimmt mit den Kindern oft Ausflüge an Orte, an denen sie sich entspannen, spielen, etwas Neues lernen und die schwierigen Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Krieg vergessen können. Das ist sehr wichtig, denn das Trauma, das durch ein Leben in ständiger Gefahr verursacht wird – nachts sind immer noch Sirenen zu hören -, erfordert eine lange Behandlung.
Die Schwestern stehen in Kontakt mit vielen Menschen, nicht nur aus der Pfarrei, die zu ihnen kommen, um ihnen die Nachricht vom Verlust eines geliebten Menschen zu überbringen oder von einem Sohn, der verstümmelt oder mit entstelltem Gesicht nach Hause gebracht wurde. Die Schwestern begleiten sie in ihrem Schmerz und ihrem Leid und bringen den Bedürftigen Trost und oft auch konkrete Hilfe, was ein wichtiger Teil ihres Dienstes ist. Sie sind in der Gemeinde sehr beliebt, und viele Menschen halten sie auf ihrem Weg zur Kirche an, um sie zu grüßen oder ihnen die neuesten Nachrichten mitzuteilen. „Das sind unsere Schwestern“, sagen sie mit Stolz.
Sr. Malgorzata Wyrodek SAC
Fotos von: Sr. Karolina Slominska, Piotr Migulka
